Über den Trauerfall (2)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Egon Bahr, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
SPD-Politiker Egon Bahr gestorben
21.08.2015 um 10:22 Uhr von LandeszeitungDer Architekt der deutschen Ostpolitik, der SPD-Politiker Egon Bahr, ist tot. Der frühere Bundesminister und enge Vertraute von SPD-Kanzler Willy Brandt starb am Mittwoch im Alter von 93 Jahren in Berlin, wie ein Parteisprecher am Donnerstag bestätigte. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Bahr als 'bedeutenden politischen Akteur der deutschen Nachkriegsgeschichte'.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, Bahr habe sich als Politiker, Journalist und Wissenschaftler über Parteigrenzen hinweg gleichermaßen große Anerkennung und Wertschätzung erworben. 'Den Menschen bleibt er als ein seine Zeit prägender Politiker in Erinnerung, der sich der Sache und der Bundesrepublik Deutschland verpflichtet fühlte', sagte Merkel.
Der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow lobte Bahr als Außenpolitiker mit Vision. 'Er schuf die Grundlagen für jene Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses, in dem später das Ende des Kalten Krieges und die deutsche Wiedervereinigung möglich wurden', hieß es in einer von der Gorbatschow-Stiftung veröffentlichten Mitteilung. Bahr hatte sich noch kürzlich in Moskau gemeinsam mit Gorbatschow für ein Ende der Entfremdung zwischen Deutschland und Russland ausgesprochen.
SPD-Altkanzler Helmut Schmidt sagte der 'Bild'-Zeitung: 'Egon Bahr wird der deutschen Außenpolitik fehlen. Und mir persönlich auch.' Schmidt hob hervor, dass Bahr sich auch in der Ukraine-Krise bis zuletzt um die Beziehungen zu Russland bemüht habe.
Der gelernte Journalist Bahr und langjährige Bonn-Korrespondent für den Sender Rias fing 1956 als Sprecher beim damaligen Regierenden Berliner Bürgermeister Brandt an. Die beiden wurden enge Freunde.
1963 stellte Bahr sein Konzept 'Wandel durch Annäherung' vor, das ein Grundstein für die Annäherung an die DDR wird. Als Sonderbotschafter des Kanzlers Brandt verhandelte Bahr dann mit Moskau und Warschau über die Verträge zu einem Gewaltverzicht und einer Normalisierung der Beziehungen. Unter Schmidt, der nach dem Rücktritt von Willy Brandt Kanzler wurde, war Bahr 1974 Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit geworden.
SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte, der große Vordenker und Friedenspolitiker Bahr sei stets ein loyaler und unermüdlicher Ratgeber der Partei gewesen. Regelmäßig arbeitete Bahr noch in seinem Büro im Berliner Willy-Brandt-Haus. 'Wir werden seine analytische Brillanz, seine Rationalität und Leidenschaft, aber auch sein Temperament und seinen liebenswürdigen Humor sehr vermissen', betonte Gabriel. 'Ich werde Egon auch als Freund und Ratgeber sehr vermissen.'
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bezeichnete Bahr als Vorbild. Nur wenigen Politikern sei es vergönnt, mit einer Idee die Welt zu verändern und noch zu erleben, wie sie Wirklichkeit werde. 'Bei Egon Bahr war es so - seine Vorstellungen von einer radikal neuen Ostpolitik und vom 'Wandel durch Annäherung' haben buchstäblich den Lauf der Geschichte verändert und die deutsche und europäische Einigung erst möglich gemacht.'
Linksfraktionschef Gregor Gysi erklärte: 'Mit Egon Bahr geht ein großer deutscher Politiker. Schon seit 1990 suchte er auch das Gespräch mit meiner Partei, mit mir.' FDP-Chef Christian Lindner twitterte: 'Die neue Ostpolitik war ein Verdienst von Egon Bahr. Die Freien Demokraten trauern um einen großen Mann.' Auch die Grünen-Chefs Simone Peter und Cem Özdemir teilten mit, sie würden Bahrs Mut und Scharfsinn vermissen: 'Er war bis zuletzt mit jeder Faser Politiker.'
Traueranzeige
21.08.2015 um 10:21 Uhr von LandeszeitungHier können Sie die Traueranzeige platzieren, andere Bilder hochladen oder freien Text verfassen.