Hardy Krüger

* 12.04.1928 in Berlin
† 19.01.2022 in Palm Springs

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Über den Trauerfall (7)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Hardy Krüger, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Hardy Krüger

20.01.2022 um 10:35 Uhr von Redaktion

Eberhard August Franz Ewald „Hardy“ Krüger (* 12. April 1928 in Berlin-Wedding; † 19. Januar 2022 in Palm Springs, Kalifornien) war ein deutscher Filmschauspieler, Hörspielsprecher, Synchronsprecher und Schriftsteller. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler der 1950er und 1960er Jahre. Nachdem er sich in Deutschland als Filmstar etabliert hatte, wurde er auch durch internationale Filmproduktionen wie Einer kam durch, Hatari!, Der Flug des Phoenix, Barry Lyndon, Die Brücke von Arnheim und Die Wildgänse kommen weltbekannt. Daneben veröffentlichte Krüger über ein Dutzend Bücher, führte durch Fernsehsendungen und engagierte sich gegen Rechtsextremismus.

Leben

20.01.2022 um 10:35 Uhr von Redaktion

Ausbildung, Kriegserfahrung und politische Orientierung

Eberhard August Franz Ewald Krüger wurde als Sohn des Ingenieurs Max Krüger (Betriebsleiter der BeTaLag) und dessen Frau Auguste, geb. Meier, geboren. Er hatte eine Schwester, Ilse. Die Familie zog in den 1930er Jahren nach Berlin-Biesdorf, wo Krüger aufwuchs. Im Jahr 1941 kam er als Dreizehnjähriger auf Wunsch seiner Eltern in das Elite-Internat der nationalsozialistisch orientierten und zur Hitler-Jugend gehörenden Adolf-Hitler-Schulen (AHS). Zu dieser Zeit erfolgte die Ausbildung mangels vorhandener Schulgebäude auf der Ordensburg Sonthofen. Zu seinen Schulkameraden gehörten u. a. Jakob Muth und Theo Sommer. Bis 1944 wurde Krüger an der AHS für eine künftige Führungsposition im NS-Staat erzogen, wobei sein Berufswunsch Ingenieur war.

 

Während seiner Schulzeit in Sonthofen wurde Krüger 1943 als Darsteller des Lehrlings Heinz Baum, genannt „Bäumchen“, für den NS-Propaganda-Film Junge Adler unter Regie von Alfred Weidenmann ausgewählt. Der Film war 1943 in den UFA-Studios in Babelsberg gedreht worden und kam am 24. Mai 1944 in die Kinos. Der Film bestimmte fortan Hardy Krügers weiteres Leben. Bei den Dreharbeiten lernte Krüger auch die verbrecherische Seite des NS-Staates kennen und wandelte dadurch seine Ansichten. Er machte Bekanntschaft mit Albert Florath und Hans Söhnker, die unter großen Gefahren Juden zur Flucht verhalfen und ihn über das Regime aufklärten. Krüger wirkte nun sogar als Geheimkurier.

 

Im Alter von sechzehn Jahren wurde Krüger im März 1945 – in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges – aufgrund seiner militärischen Vorbildung als Gruppenführer zur Waffen-SS-Division „Nibelungen“ an die Westfront eingezogen. Als er sich während eines Gefechtes weigerte, auf einen amerikanichen Spähtrupp, in dem auch schwarze Amerikaner dienten, zu schießen, wurde er zum Tode verurteilt, jedoch führte der zuständige SS-Offizier die Exekution nicht aus, sondern machte Krüger zu seinem Meldegänger.Bei seinem zweiten Meldegang desertierte er, versteckte sich in den Wäldern der Bayerischen Alpen und gelangte schließlich nach Hamburg.

 

Schauspielkarriere

Auf Rat von Wolfgang Liebeneiner wurde Eberhard Krüger Statist im Hamburger Schauspielhaus und gleichzeitig Sprecher beim damaligen NWDR. Nach einem Wechsel nach Hannover kristallisierte sich bald sein schauspielerisches Talent heraus. In den 1950er Jahren wurde er zu einem beliebten Filmstar in Deutschland, fand allerdings das deutsche Nachkriegskino zu seicht, weshalb er vermehrt nach internationalen Angeboten Ausschau hielt. Seine Darstellung des Jagdfliegers Franz von Werra in dem britischen Kriegsfilm Einer kam durch machte ihn 1957 im englischsprachigen Raum bekannt. In der Folgezeit war Krüger bis zu Beginn der 1960er Jahre abwechselnd in deutschen wie in internationalen Produktionen zu sehen, wobei sich die Qualität der deutschen Filme nach seiner Rückkehr aus England 1957 (Der Fuchs von Paris, Banktresor 713, Gestehen Sie, Dr. Corda!, die beiden Käutner-Inszenierungen Der Rest ist Schweigen und Die Gans von Sedan sowie Bumerang und Zwei unter Millionen) merklich verbesserte.

 

Nach dem Krieg war er einer der wenigen deutschen Schauspieler, die eine internationale Filmkarriere machten, er nannte sich nun Hardy Krüger. Er wirkte bis in die 1980er Jahre in zahlreichen Produktionen mit, so unter anderem in Howard Hawks' Tierfängerfilm Hatari! an der Seite John Waynes, in dem Söldnerstreifen Die Wildgänse kommen neben Richard Burton und Roger Moore, in dem mit James Stewart, Richard Attenborough und Peter Finch hochkarätig besetzten Flugzeugabsturz-Drama Der Flug des Phoenix von Robert Aldrich und in Das rote Zelt, einer sowjetisch-italienischen Co-Produktion mit Sean Connery und Claudia Cardinale. In Frankreich spielte er unter anderem einen deutschen Hauptmann in dem Wüstenkriegsdrama Taxi nach Tobruk an der Seite von Lino Ventura und Charles Aznavour und übernahm die männliche Hauptrolle in dem Drama Sonntage mit Sybill, das 1963 den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film gewann.

 

Krüger wurde aufgrund seiner nordischen Erscheinung (blonde Haare und blaue Augen) vor allem im englischsprachigen Film gern als Wehrmachtsoffizier des Zweiten Weltkriegs besetzt, beispielsweise in dem All-Star-Movie Die Brücke von Arnheim seines Flug des Phoenix-Mitstreiters Attenborough, und in der Kriegskomödie Das Geheimnis von Santa Vittoria als Gegenspieler von Anthony Quinn und Anna Magnani. Er erhielt jedoch auch Rollen mit positiven Charakterzügen, die das „gute Deutschland“ verkörpern sollten.

 

Im Jahr 1971 war Hardy Krüger Hauptdarsteller des Durbridge-Fernsehkrimis Das Messer. Deutsche Fernsehzuschauer kennen Krüger ebenfalls aus den Reisegeschichten der Fernsehserie Hardys Bordbuch, die bei Radio Bremen in den 1960er Jahren entstand. Ende der 1980er Jahre fand Hardys Bordbuch in der Fernsehreihe Weltenbummler bei der ARD eine Fortsetzung, die bis 1995 produziert wurde.

 

In den 1980er-Jahren zog sich Krüger zunehmend aus dem Filmgeschäft zurück und widmete sich verstärkt dem Schreiben sowie seiner Sendung Weltenbummler. 2011 stand er nach über zwei Jahrzehnten an der Seite von Dennenesch Zoudé für den ZDF-Fernsehfilm Familiengeheimnisse – Liebe, Schuld und Tod wieder vor der Kamera. Dabei erklärte er, dass er sich nicht ganz von der Schauspielerei zurückgezogen habe, aber wählerisch in Bezug auf die angebotenen Rollen geworden sei.

 

Schriftstellerei

1970 begann Krüger eine zweite Karriere als Schriftsteller. Er veröffentlichte mehrere Romane, Erzählungen und Erlebnisberichte, in denen er auf seine Erfahrungen als weitgereister Kosmopolit zurückgreifen konnte.

 

 

Hardy Krüger bei einer Lesung (2009)

Öffentliches Engagement

Durch die Erfahrungen seiner Jugendzeit, insbesondere durch den Zweiten Weltkrieg geprägt, engagierte sich Krüger über viele Jahre gegen Rechtsextremismus. Unter anderem unterstützte er die Amadeu Antonio Stiftung.

 

Krüger wirkte in dem Dokumentarfilm Von Werra von Werner Schweizer mit. Der Film schildert den Aufstieg des NS-Fliegerhelden Franz von Werra in der Zeit des Nationalsozialismus kommentarlos. Die vom Regisseur angeführten Bilder und Zitate sprechen aber für sich. Das Drehbuch basiert auf der Dissertation Zwischen Ancien Régime und Moderne: Die Adelsfamilie von Werra des Historikers Wilfried Meichtry. Krüger, der von Werra 1957 in The One that Got Away gespielt hatte, liest in dessen Aufzeichnungen und schildert seine eigene Kindheit. Krügers Flucht aus dem Prisoners of War Camp bei Kriegsende, wird der Flucht Von Werras nach New Orleans gegenübergestellt. Auch Krüger spielte eine Rolle in der NS-Propaganda als Lehrling „Bäumchen“ in dem Film Junge Adler (1944). Die Flucht des Spielfilms The One that Got Away wird im Film Von Werra von Zeitzeugen kommentiert. Die Abfolgen der Szenen, Verschränkung der Handlungen, der Dokumente und Themen sind beabsichtigt, um die filmisch gegenübergestellten Personen im Doppelporträt zu kontrastieren. Krüger hat als Jugendlicher auf einer NS-Eliteschule wie Franz von Werra einen instrumentalisierten und ganz bestimmten „Traum vom Fliegen“ geträumt. Später wurden seine Ansichten kritischer, als er die Filme von jüdischen Regisseuren lieben lernte. In Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte stellt er in der Dokumentation Von Werra fest, dass sein Leben und das Franz von Werras ab einem Zeitpunkt gegensätzlich verlaufen seien. Von Werra hat alles daran gesetzt, nachdem er einmal in britischer Kriegsgefangenschaft geraten war, zurück ins nationalsozialistische Deutschland zu kehren. Krüger dagegen schildert, dass er später alles getan habe, sich der NS-Diktatur zu entziehen und zudem bei Kriegsende aus Deutschland heraus zu kommen. Hardy Krüger wird dabei sowohl zu seinem eigenen Rollenverständnis im populären Kinofilm Einer kam durch befragt, als auch zur Funktion seiner Darstellung im „Nachkriegsdeutschland“.

 

2013 gründete er zusammen mit Exit Deutschland, Klaus Bednarz, Hark Bohm und Dieter Hallervorden die Initiative Gemeinsam gegen rechte Gewalt. Ziel der Initiative ist die Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus. Außerdem ist er Unterstützer von Mut gegen rechte Gewalt.

Privatleben

20.01.2022 um 10:32 Uhr von Redaktion

Krüger war von 1950 bis 1964 mit der Schauspielerin Renate Densow (1918–2006) verheiratet; aus dieser Beziehung stammt die 1945 geborene erste Tochter Christiane Krüger.

 

Seine zweite Ehefrau war von 1964 bis 1977 die italienische Malerin Francesca Marazzi. Aus dieser Ehe gingen Malaika Krüger (* 1967) und Hardy Krüger junior (* 1968) hervor, die ebenfalls Schauspieler wurden.

 

In den 1960er und 1970er Jahren besaß und bewohnte Krüger die Hatari-Lodge in Tansania am Fuße des Mount Meru, die als Kulisse zu dem gleichnamigen Film diente.

 

Seit 1978 lebte er in seiner dritten Ehe mit der US-Amerikanerin Anita Park in Kalifornien oder in Hamburg. Bis 2013 bewohnte die Familie ein Blockhaus nahe dem Lake Arrowhead in einem Waldgebiet der San Bernardino Mountains oberhalb von Los Angeles, seitdem wohnte er halbjährlich in Palm Springs.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

20.01.2022 um 10:32 Uhr von Redaktion

erhaltene Auszeichnungen

 

1959: Bravo Otto (Bronze)

1960: Bravo Otto (Silber)

1983: Deutscher Filmpreis

1987: Goldene Kamera

2001: Ritter der französischen Ehrenlegion

2002: Bayerischer Filmpreis, Ehrenpreis

2008: Bambi, Ehrenpreis für sein Lebenswerk

2009: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland

2011: Jupiter Award für sein Lebenswerk

2014: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin

Nominierungen

 

1954: Deutscher Filmpreis in Silber für Solange Du da bist

1962: Deutscher Filmpreis in Gold für Zwei unter Millionen

1966: Golden Globe Award für Der Flug des Phoenix

Filmografie

20.01.2022 um 10:31 Uhr von Redaktion

1943: Junge Adler

1949: Diese Nacht vergess ich nie!

1949: Kätchen für alles

1949: Das Fräulein und der Vagabund

1950: Das Mädchen aus der Südsee – Regie: Hans Müller

1950: Insel ohne Moral – Regie: Volker von Collande

1951: Schön muß man sein

1951: Mein Freund, der Dieb

1952: Ich heiße Niki

1952: Alle kann ich nicht heiraten

1952: Illusion in Moll

1953: Die Jungfrau auf dem Dach

1953: Solange Du da bist

1953: Muß man sich gleich scheiden lassen

1953: Ich und Du

1954: Der letzte Sommer

1955: An der schönen blauen Donau

1955: Der Himmel ist nie ausverkauft

1955: Alibi

1956: Die Christel von der Post

1956: Liane, das Mädchen aus dem Urwald

1957: Einer kam durch (The One That Got Away)

1957: Der Fuchs von Paris

1957: Banktresor 713

1958: Gestehen Sie, Dr. Corda!

1959: Die tödliche Falle (Blind Date)

1958: Mit dem Kopf durch die Wand (Bachelors of hearts)

1959: Der Rest ist Schweigen

1959: Die Gans von Sedan (Une fleur au fusil)

1960: Bumerang

1960: Taxi nach Tobruk (Un taxi pour Tobrouk)

1961: Zwei unter Millionen

1961: Der Traum von Lieschen Müller

1962: Hatari!

1962: Sonntage mit Sybill (Les Dimanches de Ville d'Avray)

1963: Hardys Bordbuch – Regie: Hardy Krüger (Fernsehserie, bis 1968)

1964: Sein größter Dreh (Le gros coup) – Regie: Jean Valère

1965: Die Versuchung heißt Jenny (Los pianos mecánicos)

1965: Und die Wälder werden schweigen (Le chant du monde)

1965: Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix)

1966: Lautlose Waffen (The Defector)

1967: Ein Mädchen wie das Meer (La grande Sauterelle)

1968: Le Franciscain de Bourges – Regie: Claude Autant-Lara

1969: Die Schlacht an der Neretva (Bitka na Neretvi)

1969: Die Nonne von Monza (La monaca di Monza)

1969: Das rote Zelt (La tenda rossa)

1969: Das Geheimnis von Santa Vittoria (The Secret of Santa Vittoria)

1971: Diabolisch (Night Hair Child)

1971: Das Messer (Dreiteiliger Fernsehfilm)

1972: Im Alleingang (Le solitaire) – Regie: Alain Brunet

1972: Tod eines Fremden (Death of a stranger) – Regie: Reza S. Badiyi, Uri Massad

1973: Die fünfte Offensive – Kesselschlacht an der Sutjeska (Sutjeska) – Regie: Stipe Delic

1974: Papier Tiger (Paper Tiger)

1975: Barry Lyndon

1975: Potato Fritz

1977: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far)

1977: Die Wildgänse kommen (The Wild Geese)

1978: Die Sturmfahrt der Blue Fin (Blue Fin) – Regie: Carl Schultz

1981: Feine Gesellschaft – beschränkte Haftung

1982: Flammen am Horizont (Wrong is Right)

1982: Die Welt von oben – Regie: Dieter Seelmann, Hardy Krüger (Fernseh-Dokumentarserie)

1984: Inside Man – Der Mann aus der Kälte (The Inside Man)

1986: Sonnenschauer – Regie: Christian Görlitz (Episode aus der Fernsehserie: Geschichten aus der Heimat)

1986: Wiedersehen im Herbst – Regie: Mario Adorf (Fernsehspiel)

1987: Weltenbummler – Regie: Hardy Krüger (ARD-Fernsehserie, bis 1995)

2002: Von Werra – Regie: Werner Schweizer, Dokumentation

2011: Familiengeheimnisse – Liebe, Schuld und Tod (Fernsehfilm)

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